Titelthema: Direkte Hilfe
Intro
Ein antispeziesistisches Dilemma: Ein teils fiktionaler, persönlicher und ambivalenter Reisebericht
Hof Butenland: Direkte Hilfe auf einem Lebenshof
Eine kurze Geschichte der Tierheime
Tierheimfeste: Speziesismus auf dem Teller
Burg Nagezahn: Direkte Hilfe für Nagetiere und Kaninchen
Ein Clash mit Folgen: Wildlebende nichtmenschliche Tiere und menschliche „Zivilisation“
Tötung „überzähliger“ Paviane im Tiergarten Nürnberg
Silent-Protest, Kundgebungen und Blockade von Animal Rebellion am Tiergarten Nürnberg
Animal Rebellion blockiert den Betrieb von Sachsenmilch
Absurde „Neuigkeiten“ in Spektrum der Wissenschaft
KI-Kapitalismus:Teil I - Generative künstliche Intelligenz zerstört Menschen, Gesellschaften und den Planeten
KI-Kapitalismus:Teil II - Kampf und Sabotage
Demolyrik: Kein Kommunismus ohne Anarchie
Befreiungen und Sabotagen
Auf dem Titelbild ist Paul vom Lebenshof Burg Nagezahn. Den Artikel über die Arbeit auf dem Lebenshof gibt es ab Seite 22.
Fotografiert wurde Paul von Philipp Lang (PhiliciousPhotos.de).
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Liebe Lesende,
Rotschnabel-Madenhacker picken Zecken und Flöhe aus dem Fell von Impalas, Putzergarnelen entfernen Nahrungsreste aus den Zähnen von Muränen und Eichelhäher warnen Artgenossen und andere Waldbewohnende vor drohenden Gefahren wie Jäger*innen. Wir Menschen sind bekanntlich nicht die einzige Spezies, die fähig ist, anderen zu helfen. Es wird jedoch für gewöhnlich angenommen, wir seien die Einzigen, die dabei selbstlos handelten. Schließlich erhalten die Madenhacker eine Mahlzeit und die Impalas werden lästige Plagegeister los – eine klassische Win-win-Situation, von der beide profitieren. Tatsächlich geht tierliche Hilfsbereitschaft jedoch über rezipokes Verhalten hinaus und überwindet mitunter auch Verwandtschaftsverhältnisse.
Ameisen sind bekannt für ihre Arbeitsteilung. Sie sind zudem ein Paradebeispiel von sozialer Kooperation und Hilfsbereitschaft. Auch Wanderratten verfügen über ein komplexes Sozialverhalten. Sie schließen sich mit verwandten und nichtverwandten Individuen zusammen und geben einander Nahrung ab. Vampirfledermäuse ernähren sich von Blut. Kehren sie mit vollen Mägen von ihren nächtlichen Ausflügen in die Kolonie zurück, würgen sie etwas Blut heraus, um es weniger erfolgreichen, hungrigen Artgenossen, auch nichtverwandten, zu übergeben.
Obwohl selbstloses Handeln häufig schwer zu deuten ist, setzen Forschende aus Biologie und Verhaltensforschung alles daran, tierliche Hilfsbereitschaft zu interpretieren und individuelles Sozialverhalten mittels eines genetischen oder biologischen Nutzens zu relativieren. Sowohl Wanderratten als auch Vampirfledermäuse seien insbesondere jenen gegenüber hilfsbereit, von denen sie selbst ein andermal Hilfe erhalten hätten. Tatsache ist: Hilfsbereitschaft, auch selbstlose, ist keine dem Menschen vorbehaltene Fähigkeit.
Mit der vorliegenden Ausgabe wünschen wir euch eine interessante Lektüre. Wie immer freuen wir uns über Leser*innenbriefe, Kritik und natürlich auch Lob. Schreibt uns von euren Aktionen und lasst es uns wissen, wenn ihr Themenideen habt.
Ina Schmitt